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Beobachtungen in Paris
Nach zehn Jahren war ich wieder in Paris. Ziel meiner Reise war es, meine Beobachtungen upzudaten. Die Coronazeit hat Frankreich stark verändert. Theater haben geschlossen, in Restaurants wird nicht mehr so gut gekocht wie vorher oder sie haben ganz aufgegeben.
Nach den ersten Stunden in Paris war mein Eindruck: In dieser schwierigen Zeit rettet die Franzosen ihre Sprache. Wenn die Sprache ein Volk so positiv erfüllt wie in Frankreich, ist das bemerkenswert. Intellektuell, charmant und höflich, hilft sie den Franzosen, vieles leichter zu ertragen. Sie ist erfüllt von der Geschichte Frankreichs, von Gestalten wie Louis XIV. und Napoleon, von der Revolution. Über Jahrhunderte hinweg sind bedeutende Ereignisse in der Sprache präsent.
Ich sitze in einem Lokal in Saint-Germain-des-Prés und genieße ein Tatar mit Pommes frites. Um mich herum schnattern junge Leute mit großer Lebensfreude. Ihre Sprache hilft ihnen, schwere Zeiten zu ertragen. Mitten in dem Geschnatter preist ein Zeitungsverkäufer „Le Monde“ an, die führende Pariser Zeitung. Ohne aufdringlich zu sein, zieht er wieder von dannen.
Es ist aber nicht nur die Sprache, die mich interessiert. Mit einem anderen Ziel gehe ich ins „Le Tout-Paris“ – eines der neuen und teuren Restaurants von Paris. Im 7. Stock des neuen Hotels Cheval Blanc empfängt mich ein Heer von Obern und Serviererinnen mit einer großen Auswahl an Köstlichkeiten: eine Mischung aus Langusten, Trüffel, Kaviar und Gänseleber, die alles übersteigt, was ich bisher gegessen habe. Das Dessert „Mont Blanc“ überrascht mich mit Kastanien und Clementineneis.
Nach dem Essen gebe ich mich als Journalistin zu erkennen und verlange den Küchenchef zu sehen. Deswegen bin ich eigentlich gekommen: Ich weiß, dass er als einer von 180 Spitzenköchen vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron in den Élysée-Palast eingeladen wurde, um die französische Küche zu modernisieren. Drei Tage lang wurde dort Fleisch zubereitet und jeden Tag gab es Gemüse und Obst. Der Abend im „Le Tout-Paris“ mit dem herrlichen Blick auf das nächtliche Paris wird mir in guter Erinnerung bleiben.
Ich entdecke außerdem einen neuen Trend in Paris: Bücher werden auf der Bühne präsentiert. Bisher haben Drehbuchautoren bekannte Bücher in Form von Filmen umgesetzt. Nun sollen alte und neue Geschichten für die Bühne umgearbeitet werden. Zunehmend mit KI, um Kosten einzusparen. Zur Präsentation benötigt man auch weniger Schauspieler. Dieser Trend hat Tradition: Schon immer haben Franzosen berühmte Männer auf der Bühne diskutieren lassen.